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Generationalität: Orte – Räume – Grenzen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abstract

Seit dem spatial turn wird Raum als dynamisches sowie sozial und kulturell ausgehandeltes Konzept verstanden, das vielfach durch (politische und weitere) Machtverhältnisse (re)konstruiert wird. Während eine ganze Reihe kulturwissenschaftlicher Konzepte wie Nation, Klasse und Gender in den letzten Jahren Gegenstände raumtheoretischer Diskussionen waren und es noch immer sind, wurde die Intersektion der Kategorien „Generation“ und „Raum“ bislang noch keiner theoretischen Neubewertung unterzogen. Dies erstaunt insofern, als dass die Bezugnahme auf Räume, Orte und Grenzen – bzw. deren Konstituierung sowie Überwindung – ein fester Bestandteil generationeller Vergemeinschaftungsrhetorik und -prozesse ist. Als Beispiele seien hier der Hohe Meißner als symbolisches Epizentrum der deutschen Jugendbewegung oder die Schützengräben des Ersten Weltkrieges als formatives und narratologisches Element genannt.
Basierend auf einer akteurzentrierten Perspektive soll danach gefragt werden, ob und wie durch Konstruktion, Performanz und Aneignung spezifischer Räume und Orte generationelle Deutungsmuster sowie Muster der Selbst- und Fremdwahrnehmung bzw. -beschreibung generiert werden. Mit de Certeau soll also der Frage nachgegangen werden, inwiefern generationelle Prozesse dem Raum „eine Richtung geben, ihn verzeitlichen“ (de Certeau: 1988). Weiterhin soll untersucht werden, wie die Kategorie des Raums vom 19. bis ins 21. Jahrhundert generationelle Dynamiken beeinflusst und ermöglicht hat und es noch immer tut.

Ziel der Tagung wird sein:

  • die Zusammenhänge zwischen „Raum“ und „Generationalität“, bzw. generationellen Vergemeinschaftungsprozessen zu beleuchten. „Raum“ wird dabei sowohl als konkrete Größe als auch als analytische Kategorie verstanden;
  • die Geltung raumanalytischer Begriffe, wie die des Nebeneinander bzw. des Nacheinander für synchrone, aber eben auch diachrone Betrachtungen generationeller Dynamiken zu prüfen;
  • nach der Bedeutung der Schaffung, Überwindung und Akzentuierung von Grenzen im generationellen Prozess zu fragen: Grenze kann dabei 1. als konkreter Ort verstanden werden; 2. sich auf generationelle Abgrenzungsprozesse beziehen; 3. im Sinne von „Grenzerfahrungen“ nach der Genese generationeller Identitäten fragen; oder 4. die theoretischen Grenzen des Generationenbegriffs beleuchten (Liminoiditäten u. Liminalitäten);
  • über das signifikative Gewicht sozialer Strukturierung und Institutionalisierung von Raum in der Generationenforschung zu diskutieren (Organisation);
  • die symbolische Dimension der Raumproduktion und –Aneignung für Strategien generationeller Inszenierung  in den zu Blick nehmen (Repräsentation);
  • sowie die Rolle von Medien wie Film, Radio oder Zeitschriften als Repräsentations- und Resonanzräume generationeller Praktiken und Inszenierungen zu klären (Medialitäten).