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Daniel Ristau

Daniel Ristau

 

 

 

 

 

 

 

 

Abstract Daniel Ristau

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Das mikrohistorische Forschungsprojekt untersucht inner- und außerfamiliale Vernetzungsprozesse und -strategien für die Mitglieder von drei bis vier familialen Generationen einer jüdischen Familie im so genannten "Zeitalter der Emanzipation". Gegenstand der Arbeit sind die Nachfahren des in der Mitte des 18. Jahrhunderts von Prag nach Dresden eingewanderten, späteren kursächsischen Hoffaktoren Simon Isaac Bondi (1710-1773). Diese lebten zu Beginn des 19. Jahrhunderts größtenteils in Dresden, Mainz und Hamburg/Altona.

Die Rekonstruktion der Familiengeschichtegeschichte eröffnet Möglichkeiten, Ambivalenzen jüdischen Lebens im untersuchten Zeitraum in ihrer Vielfalt und Mehrdimensionalität offen zu legen. Dabei wird argumentiert, dass der vermutete generationenübergreifende "Erfolg" der Verbürgerlichung sowohl der sich zunehmend den Ideen des reformorientierten Judentums öffnenden Dresdner Bondis als auch ihrer neoorthodoxen Mainzer Verwandten vor dem Hintergrund jeweils unterschiedlicher Vernetzungsstrategien erklärt werden kann. Das Projekt fragt in diesem Zusammenhang explizit nach den Ursachen wie Formen von inner- und transgenerationeller Aushandlung, Tradierung und/oder der Brechung von Modi, Zielsetzungen und Strukturen von Vernetzung.

Über die gegenwärtig in der Historiographie viel diskutierten analytischen Konzepte "Generation" und "Vernetzung" soll auf diese Weise ein alternativer Zugang zur Geschichte der Juden im Europa des 19. Jahrhundert eröffnet werden, der über progressiv-modernistische sowie elitengeschichtliche Ansätze und etablierte "Großnarrative" hinausreicht.