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Benjamin Möckel

Benjamin Möckel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abstract Benjamin Möckel

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Die Jugendjahrgänge des Zweiten Weltkriegs gelten in der Generationenforschung als eine der drei politischen Generationen der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Generationszuschreibungen wie jene der „Flakhelfer-“ oder der „Hitlerjugendgeneration“ interpretieren den Zweiten Weltkrieg dabei als die gemeinsame Erfahrung einer Jugendgeneration, durch den diese Jahrgänge auch in den folgenden Jahrzehnten – und letztlich bis in die Gegenwart hinein – geprägt worden seien.
Nicht selten erscheinen diese Zuschreibungen dabei als Ausdruck eines generationell kodierten master narratives des erfolgreichen demokratischen Neuanfangs der (west-)deutschen Nachkriegsgesellschaft, als dessen wichtigste Repräsentanten sich jene Jahrgänge in der Öffentlichkeit immer wieder zu inszenieren versuchten.

In dem vorliegenden Projekt soll dieses Narrativ auf verschiedene Weise differenziert und hinterfragt werden. Als Ausgangshypothese soll in der Arbeit davon ausgegangen werden, dass der Krieg womöglich nur sehr eingeschränkt als die homogene Erfahrung einer Kriegsjugendgeneration interpretiert werden kann. Stattdessen sollen in der Arbeit stärker die heterogenen und isolierenden Aspekte jener Gewalterfahrungen betont werden und gefragt werden, ob das grundlegende Phänomen des Krieges möglicherweise eher in der Entwertung vieler traditioneller Vergemeinschaftungsformen lag.
Die generationelle Selbstverortung jener Jahrgänge wäre dann vor allem auf die nachträgliche Interpretation der individuellen Kriegserfahrungen im Modus einer Generationsrede zurückzuführen. Diese Generationsrede ließe sich dabei als ein Kommunikationsmodus auffassen, mit dessen Hilfe die Gewalterfahrungen des Krieges in ihrer Bedeutung ‚normalisiert’ und in den sicheren Rahmen einer vermeintlichen Kollektiverfahrung eingeordnet werden konnten.

In dem Projekt sollen diese Thesen anhand von zeitgenössischen Tagebüchern, Briefen und anderen Selbstzeugnissen untersucht werden. Anhand der Reflexionen und Selbstinterpretationen, wie sie in solchen Quellen zu finden sind, sollen die Formen herausgearbeitet werden, mit denen Jugendliche die radikalen Erfahrungen des Krieges und der Nachkriegszeit in die eigene Lebenslaufkontinuität einordneten und zugleich als Ausdruck einer jugendlichen Gemeinschaftserfahrung interpretierten.

Zusätzlich soll in der Arbeit jenes Narrativ der „Skeptischen Generation“ als der „Aufbaugeneration“ des demokratischen Neuanfangs der Bundesrepublik durch eine gleichberechtigte Gegenüberstellung zeitgenössischer Selbstzeugnisse aus der entstehenden DDR in einigen Aspekten hinterfragt werden.